Seubersdorf in der Oberpfalz wollte einen neu gestalteten Rathausplatz und hat dafür 2013 einen Realisierungs­wettbewerb organisiert. Mit dem Spatenstich 2018 startete die Umsetzung für eine der beiden Lösungen, die nach dem Wettbewerb auf Platz zwei gesetzt waren: Das Münchener Team von Neumann & Heinsdorff hatte zwei polygonale Gebäude gestaltet, eine neue Bibliothek und einen Bürgersaal als Anlaufstelle für die gut 5.000 Menschen im Ort. Das Büro ver.de Landschaftsarchitektur gestaltete den öffentlichen Raum dazwischen, drei Plätze mit Baum-Inseln: Die Plätze sind miteinander verbunden und gehen ineinander über, Treppen überwinden insgesamt fünf Meter Höhenunterschied.

Die Baukörper sind in der Höhe gestaffelt und unregelmäßig geformt. Die Kirche von Seubersdorf, St. Gregor, ist weiterhin das Zentrum, umgeben von Rathaus, Schule und Turnhalle. Nun ergänzen die Neubauten das Ensemble. Als „Fels in der Brandung“ haben die Planer das Bürgerhaus gedacht, es bildet die Nordspitze und grenzt zugleich die innen liegenden Plätze klar ab zur vorbeiführenden Bundesstraße. Die Bibliothek steht frei mitten auf dem Platz. Die Baumaterialien schaffen einen Spagat: Gewünscht war viel Glas, das Ein- und Ausblicke ermöglicht. Zugleich sollten die Neubauten monolithisch und steinern erscheinen, die Traditionen der Region aufgreifend.

Unterm Kratzputz perlitgefüllte Ziegel

Heute prägen Glas und Sichtbeton die Architektur der Neubauten. Unterm Kratzputz findet man perlitgefüllte Ziegel. Die Bauherren wählten einen zweischaligen Wandaufbau: Sie kombinierten den für die Statik nötigen Beton mit der 18 Zentimeter starken Variante der Wärmedämmfassade WDF von Schlagmann. So entstand die gewünschte Wertigkeit und zugleich auch ein stimmiger Verbund aus Naturmaterialien. Innen gestalten Holzböden und Holzmöbel die Räume, in den Außenanlagen sind Naturstein und Granit verbindende Elemente.

Früher stand an dieser Stelle ein alter Gasthof, der „Seubersdorfer Hof“. Er wurde abgebrochen – und diese Baulücke war, wie an vielen Orten, eine spürbare Lücke im Gemeindeleben. Es war klar: Hier muss ein neues Zentrum, ein neues Herz für die Ortsmitte geschaffen werden. Seit 2021 gibt es das neue Zentrum nun: Seither nutzen die Seubersdorfer die neuen Angebote.

Ein neues Herz für den Ort

Das etwa 25 mal 21 Meter große Bürgerhaus wurde barrierefrei gestaltet und mit einem Aufzug ausgestattet. Im Erdgeschoss gibt es einen Saal samt Bühne, auch ein Foyer und eine kleine Küche. Im Keller sind die Technikräume, Garderobe, Toiletten und auch ein 80 Quadratmeter großes Archiv.

Die benachbarte katholische Bücherei bildet die östliche Platzkante. Sie hat mit dem Neubau ihre Fläche auf 125 Quadratmeter verdoppeln und ihre Öffnungszeiten ausweiten können. Das Gebäude ist über zwei Ebenen erschlossen: Die Bibliothek liegt im Erdgeschoss, die darunter liegenden Gruppenräume haben von der anderen, tiefer liegenden Gebäudeseite einen eigenen Eingang. Dort wird Familienarbeit angeboten. Eine Teeküche und Toiletten liegen ebenfalls in diesem Geschoss.

Die Neubauten wurden an eine benachbarte Heizungsanlage mit angeschlossen. Dort decken Holzpellets etwa 80 Prozent des Heizwärmebedarfs. Hinzu kommt ein bestehender Ölkessel für Spitzenlastdeckung und etwa 20 Prozent des Heizwärmebedarfs. In den Sanitärbereichen gibt es eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, die übrigen Räume werden klassisch über die Fenster gelüftet.

Copyright Bilder: Neumann & Heinsdorff Architekten | Sebastian Schels