


NEUBAU POLIZEIÄMTERGEBÄUDE /// Passau
Fünf Polizeidienststellen unter einem Dach
So viel Polizei an einem Ort: In Passau ist ein Gebäude entstanden, unter dessen Dach die Polizei gleich fünf verschiedene Dienststellen zusammengeführt hat. Polizeiinspektion, Grenzpolizeiinspektion und Kriminalpolizeiinspektion, dazu die Zentralen Einsatzdienste und die Technischen Einsatzdienste. In der Bauphase kam noch ein weiteres Team dazu: Das neu geschaffene Kommissariat Cybercrime wurde zusätzlich mit eingeplant.
Die Polizei hat an diesem Standort Arbeitsplätze für rund 430 Beschäftigte geschaffen. Das Dienstgebäude misst etwa 106 auf 48 Meter. Drinnen sind Büros und Besprechungsräume untergebracht, Trainingsräume, eine Schießanlage und eine Werkstatt. Tiefgarage, Parkdecks und Kantine befinden sich in einem zusätzlichen Gebäude. Die Bruttogrundfläche liegt bei etwa 26.000 Quadratmeter – sie ist etwa so groß wie vier Fußballfelder.
Der Neubau liegt an der Karlsbader Straße, westlich der malerischen Passauer Altstadt. Ein Teil des Areals war schon bisher von der Polizei genutzt worden. Dieser Altbau wurde abgerissen, um den notwendigen Platz für den Neubau zu schaffen.
Eine Rekord-Baustelle
Auf rund 79 Millionen Euro hat der Freistaat seine Investitionen für das Projekt beziffert. Es war die größte Baustelle der bayerischen Polizei. Damit ein solches Großprojekt als bestmögliche Lösung gebaut wird, gab es 2010 einen vom Staatlichen Bauamt Passau ausgeschriebenen EU-weiten Architekturwettbewerb. Den entschied das Team von wulf architekten in Stuttgart mit den weiteren Standorten in Berlin und Basel für sich. Der Gestaltung liegt eine Idee zugrunde: Der Bau soll der Öffentlichkeit zugewandt sein. Er soll nicht abschreckend wirken, er soll keine Festung sein, die sich abriegelt gegen die Menschen und die Stadt – und das, obwohl an einem solchen Standort natürlich viele Sicherheiten nötig sind.
Linien sorgen für Spannung
Die gesamte Anlage ist als Hofhaus um zwei Innenhöfe herum entworfen. Sie zeigt sich als ein geschlossener Baukörper, der sich zusammensetzt aus zwei gestaffelten Kuben mit durchaus unterschiedlicher Nutzung. Das Gros der Räume liegt in der eigentlichen Dienststelle. Daneben sind die Parkdecks und unterm selben Dach auch die Tiefgaragen und der Kantinenbereich angeordnet. Das Gelände ist von einem deutlichen Gefälle geprägt. Die Höhenstaffelung und horizontale Fassadengliederung gehen einen optisch spannungsvollen Dialog mit dem Geländegefälle ein.
Gebaut wurde von 2016 bis 2022. Zum Einsatz kam auch die klimaneutral zertifizierte Wärmedämmfassade von Schlagmann. Damit wurden die Betonfassaden gedämmt. Rund 3.600 Quadratmeter WDF in der Wandstärke 18 Zentimeter wurden als Außendämmung entlang der Betonstrukturen des Neubaus verbaut. Zwischen dem Wärmedämmstein und der Tragstruktur aus Beton wurde eine Kerndämmung von 3–5 cm ergänzt. Auch die Gebäudetechnik leistet einen Beitrag zum Energiekonzept: Heizung, Kühlung und Sonnenschutz sind vernetzt und intelligent gesteuert. So kann man in dem landeseigenen Gebäude den Energiebedarf niedrig halten. Auf dem Dach wurde eine Photovoltaikanlage installiert. Insgesamt 150 Tonnen CO2 werden deswegen jedes Jahr eingespart, verglichen mit konventioneller Bauweise.
Copyright Bilder: wulf architekten
Baudaten | |
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Bauzeit | 11/16–05/2022 |
Gebäudetyp | Bau für die öffentliche Sicherheit |
Grundstücksgröße | 13.120 m2 |
Abmessungen | 232 × 63,5 m |
Hauptnutzfläche | 7.213 m2 |
Gedämmte Fläche | ~3.600 m2 |
Konstruktion | Außendämmung POROTON®-WDF® in Stärke 18 cm |
Energetischer Standard | EnEV 2009 |
Wärmeschutz | U-Wert Außenwand 0,2 W/(m²K) Fenster 1,0 W/(m²K) |
Anlagentechnik | Blockheizkraftwerk, Raumlufttechnik, Trinkwassererwärmung, Gasversorgung, ca. 280 kW Raumheizung, Brennwertkessel ca. 450 kW und 400 kW |
Bauherr | Bayerisches Staatsministerium des Inneren, für Sport und Integration, vertreten durch das Staatliche Bauamt Passau |
Architektur | wulf architekten, Stuttgart – Berlin – Basel |
Bauunternehmen | F. Wimmer Baugeschäft und Zimmerei GmbH, Passau |
Tragwerksplanung | Bollinger und Grohmann GmbH, Frankfurt und München |



