Die jüngere Geschichte von Schloss Blumenthal ist zigfach verfilmt, in Reportagen und Dokumentationen vorgestellt worden: 2006 haben acht Familien gemeinsam ein altes Schloss gekauft. Sie wollten dort, in Aichach bei Augsburg, miteinander eine neue Lebensform schaffen – ein Miteinander, das geprägt ist von Freiheit und zugleich auch von Verantwortung für sich und füreinander. Die einst als Deutschordensschloss gegründete Anlage, 1568 als Wasserschloss erbaut, bildet die malerische Kulisse für das genossenschaftliche Leben.

Derzeit gehören 25 Kinder und 43 Erwachsene zur Gemeinschaft. Sie betreiben auf dem Areal rund um die denkmalgeschützte Schlossanlage Blumenthal ein Hotel, ein Gasthaus mit Biergarten, eine Ziegerei, eine Käserei, den Hofladen Biohof Blumenthal eG und eine solidarische Landwirtschaft. Außerdem werden Seminare veranstaltet, Festivals, Konzerte und Kunstaktionen. Weil die Gemeinschaft immer wieder etwas größer wird, war und ist Wohnraum auf dem Gelände rar.

Umso wichtiger war der Schritt, das letzte noch unsanierte größere Gebäude nun auch noch umzubauen: Seit die Sanierung 2019 fertig wurde, sind dort vier Familien mit insgesamt zehn Kindern eingezogen.

Ein Haus mit bewegter Geschichte

„Blaues Haus“ heißt der Bau aus dem 19. Jahrhundert, der schon ganz unterschiedliche Nutzungen gesehen hat. Anfangs war es eine Mühle. Vor rund 100 Jahren wurde daraus ein Elektrizitätswerk, das erste in der ländlichen Gegend des Wittelsbacher Landes. In den vergangenen Jahren hat man es mal als Künstlerhaus genutzt, mal als vorübergehende Wohngelegenheit, es stand auch längere Zeit leer.

Die Sanierung 2018 beendete den Dornröschenschlaf. Den KfW-Standard Energieeffizienzhaus 70 nahm man sich vor. Ökologisch und mit natürlichen Materialien mit kurzen Wegen sollte saniert werden. Bauphysikalisch klug, dazu gründlich und langlebig. Der Gemeinschaft lag viel daran, bei der Sanierung den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu wahren; auch vom Denkmalschutz gab es Vorgaben.

Denkmalfreundliche Dämmung von innen

Eine wegweisende Entscheidung bei der Planung: Gedämmt wurden die alten Mauern nicht von außen, sondern von innen. Zum Einsatz kam eine Dämmung, die als freistehende, zusätzliche Ziegelwand zu den Innenräumen hin funktioniert. Sie kann alle Unebenheiten problemlos ausgleichen. Grundriss Erdgeschoss © Claudia Buhmann Das war hier besonders wichtig, weil die alten Mauern unten viel dicker sind als oben. In den unteren Stockwerken bestehen sie aus 47 Zentimeter starkem Ziegelmauerwerk und sind sehr solide. Doch weiter oben im Dachgeschoss, war das Mauerwerk nur 30 Zentimeter stark.

WDF in drei Stärken verbaut

Insgesamt 700 Quadratmeter Innenwand wurden nach und nach mit WDF gedämmt. Je nach Untergrund nutzte man die WDF in ihren drei verfügbaren Steinstärken von 180, 120 und 80 Millimetern. So ließen sich alle Schwächen des historischen Baus ausgleichen. Und die neuen Innenräume haben vollwertige neue Ziegelwände, belastbar, robust und mit allen Ziegel-Qualitäten.

Dass das nächste Schlagmann-Werk in Aichach nicht weit weg ist, hat die Entscheidung für den Baustoff ebenfalls begünstigt. Die Blumenthaler Schlosszeitung beschäftigte sich auch mit den Bestandteilen: „Vulkan in der Mauer“ war die Überschrift, als die dämmende Füllung aus dem vulkanischen Perlit erklärt wurde.

Am frisch sanierten Gebäude hängt nun eine Tafel, die über die Geschichte des Hauses und seine Lebensphasen als Mühle und Elektrizitätswerk informiert. Drinnen gibt es vier Familienwohnungen mit jeweils rund 110 Quadratmetern Wohnfläche. Außerdem hat man auch drei kleinere, rund 25 Quadratmeter große Appartements gebaut, die für Paare oder alleinstehende Mitglieder der Gemeinschaft genutzt werden.

Copyright Bilder: Claudia Buhmann | Schloss Blumenthal eG | Karl-Friedrich von Kähne | svenrahmfotografie