


NEUBAU RATHAUS /// Zeitlarn
Ein neues Herz für die Ortschaft
Wo einst ein Holzstadel stand, findet man nun das neue Rathaus der Gemeinde Zeitlarn. Ein zurückhaltendes, zweigeschossiges Gebäude, das sich ganz bewusst am Standort, der Ausrichtung und den Proportionen seines Vorgänger-Baus orientiert, ebenso wie an der Nachbarschaft im Ortskern. Pfiff hat es trotzdem: Die Architekten haben ihm einen skulpturalen Charakter gegeben mit der herausragenden Ecke des ersten, leicht verdrehten Obergeschosses als Blickfang. In der Flucht wurde es dezent verschwenkt.
Das Zentrum von Zeitlarn, im Landkreis Regensburg gelegen, ähnelt vielen anderen Orten dieser Größe: Rathaus, Wirtshaus, Kirche, Pfarrhof und Friedhof liegen friedlich nebeneinander. Es könnte immer schon so gewesen sein, aber das ist es nicht: Hier wurde einiges neu und auch ganz bewusst gestaltet, um dem Ort ein neues Zentrum zu geben. Mit dem Neubau des Rathauses ist zugleich ein neuer Platz entstanden. Die Kirche wurde dabei ins Blickfeld gerückt. Die Topografie nutzend, hat man den Platz in Zonen eingeteilt und eine Wegeführung erreicht – hin zur Kirche und zum Eingang des neuen Rathauses.
Preisgekrönt vom BDA
Für so viel gute Gestaltung gab es einen
Preis: Der Bund Deutscher Architekten
(BDA) hat 2021 zehn Oberpfälzer Bauwerke
mit dem Oberpfälzer Regionalpreis für
bemerkenswerte zeitgenössische Architektur
und guten Städtebau in der Region ausgezeichnet.
Das Rathaus kam in die zweithöchste
Preiskategorie „Anerkennung“. Die
Jury begründete, die Planer hätten „den
Ort gelesen“. Das in seinem Äußeren fein
detaillierte Gebäude füge sich selbstverständlich
und mit feiner Raffinesse in den
Kontext des Ortes ein.
Das alte Rathaus war den Zeitlarnern zu
klein geworden. Sanieren oder erweitern
ließ es sich nicht, also hatte man sich für den
großen Wurf entschieden. Damit der auch
gelingt, schrieb man einen Realisierungswettbewerb
aus, zu dem zehn verschiedene
Architekturbüros eingeladen wurden.
Gewonnen hat ihn das Büro Schretzenmayr
aus Regensburg.
Dass man hier mit Ziegeln arbeiten will, war
schnell klar – denn der Bauherr wünschte
es sich so. Deswegen standen Alternativen
auch nicht zur Debatte. Verarbeitet wurde
der Poroton-S9 in einer Wandstärke von
42,5 Zentimetern. Weil das Rathaus in einem
Hochwassergebiet steht, hat man Vorkehrungen
getroffen: Der Sockel des Gebäudes
wurde zum Hochwasserschutz extra höher
betoniert. So sorgte man dafür, dass das
Mauerwerk auch im Fall eines Hochwassers
nicht eingestaut wird.
Auf dem 1.400 Quadratmeter großen Grundstück
sind durch den Neubau 790 Quadratmeter
Nutzfläche entstanden. Die Bauphase zwischen
Frühjahr 2017 und Herbst 2018 war ruhig und verlief
komplett nach Plan entlang des siegreichen
Wettbewerbs-Entwurfs. Allerdings gab es eine
Herausforderung, die im Lauf der Zeit deutlicher
wurde: Es wird immer schwieriger, Ausführende
für Bauprojekte zu gewinnen. Immer weniger Firmen
geben überhaupt Angebote ab. Das barrierefreie
Gebäude ist energetisch sehr durchdacht.
Es nutzt eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und hat
eine Lüftungsanlage mit Wärme-Rückgewinnung.
Das neue Rathaus bewährt sich auch im Alltag. Seitdem es im Mai 2019 feierlich eingeweiht wurde, sind dort viele Anlaufstellen für die Bürgerschaft. Alle Räume für die Bürgerbetreuung wurden im Erdgeschoss angesiedelt. Die Verwaltung nutzt die Räume im Obergeschoss. Diese wurden so angeordnet, dass die Wege kurz sind und alltägliche Abläufe gut organisiert. Das Trauzimmer kann bei Bedarf zusammengelegt werden mit einem benachbarten Besprechungsraum. Im Dachgeschoss liegt nun, neben Technikräumen, das gemeindeeigene Archiv mit Registratur. Wer im Rathaus arbeitet, hat besonders viel davon, dass die Architekten viel Tageslicht, Natur und Jahreszeiten ins Haus geholt haben mit großen, tiefliegenden Fenstern. Ein Lichtkamin holt Tageslicht ins Treppenhaus und in die Wartebereiche im Inneren des Rathauses. Zum neuen Platz hin gibt es im Obergeschoss eine Altane mit Glasfront über die gesamte Länge des Gebäudes.
Copyright Bilder: Erich Spahn
Baudaten | |
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Grundstücksgröße | 1.400 m2 |
Nutzfläche | 790 m2 |
Bruttorauminhalt | 3.750 m2 |
Bruttogrundfläche | 775 m2 |
Abmessungen | Erdgeschoss 23,23 × 15,23 m Obergeschoss 25,86 × 17,73 × 23,36 × 17,91 m |
Bauzeit | Frühjahr 2017 – 10/18 |
Konstruktion | monolithischer Ziegel Wandbaustoff POROTON®-S9® in Wandstärke 42,5 cm |
Bauherr | Gemeinde Zeitlarn |
Architektur | Schretzenmayr Architekten, Regensburg |
Bauunternehmen | Jäger Bau GmbH, Rettenbach |
Tragwerksplanung | Ingenieurbüro Alois Graf, Wenzenbach |
Anlagentechnik | Luft-Wasser-WP und Lüftungsanlage mit WRG |
Wärmeschutz | U-Wert Außenwand 0,20 W/(m²K) |
Energetischer Standard | Der erreichte Wert unterschreitet die Anforderungen der EnEV um 20 % |



