Wohnungswirtschaft auf der Bremse
Zwei Drittel bauen gar nicht mehr
06.09.2024Stornierungen bei 40 Prozent
Der Wohnungsbau steckt in einer Krise, die sich sogar noch zu verschärfen scheint. Davon ist jedenfalls der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW überzeugt. Der GdW vertritt rund 3.000 Wohnungsgenossenschaften sowie kommunale, kirchliche und privatwirtschaftliche Wohnungs- und Immobilienunternehmen in ganz Deutschland. Einer wachsenden Bevölkerung stünden weiter rückläufige Zahlen beim Wohnungsneubau gegenüber, so GdW-Präsident Axel Gedaschko.
Zusammenspiel mehrerer Faktoren
Die Kostensteigerungen und der Anstieg der Zinsen als Folgen einander überlagernden Krisen vor zwei Jahren hätten sich inzwischen zwar abgemildert, stellt der GdW fest. Allerdings verharrten die Preise auf einem sehr hohen Niveau. Angesichts kaum verbesserter Rahmenbedingungen und zu geringer Förderung seien im vergangenen Jahr von den Mitgliedsunternehmen 13 Prozent weniger Wohnungen fertiggestellt worden. Im laufenden Jahr könnten zwei Drittel der Wohnungsunternehmen im GdW 2024 gar keine Wohnungen bauen, für 2025 hätten dies in einer aktuellen Umfrage sogar 70 Prozent angekündigt.
Staatliches Handeln angemahnt
„Wenn wir ein zukunftsfähiges Land bleiben wollen, dann müssen unsere drei staatlichen Ebenen endlich konsequent zusammenarbeiten und gemeinsam alles für den bezahlbaren Wohnungsbau tun“, fordert Axel Gedaschko. Für bezahlbaren Wohnungsneubau müsse ein breit angelegtes Zinsprogramm aufgelegt werden. Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen befänden sich in einer dramatischen Lage. Das belege auch die Zahl der stornierten Bauvorhaben. Im aktuellen Jahr hätten die GdW-Mitgliedsunternehmen 20 Prozent der ursprünglich geplanten Wohneinheiten nicht realisiert. Für 2025 rechnet der GdW mit Stornierungen von 40 Prozent gemessen an den ursprünglichen Planungen.
Aber auch bei der Transformation des Wohnungsbestandes sieht er dringenden politischen Handlungsbedarf, die Stornierungsquote bei geplanten Modernisierungen sei ähnlich hoch. „Weiterer politischer Vertrauensverlust und schwierige Wahlergebnisse“ seien vorprogrammiert, wenn diesen Trends nicht entgegengewirkt werde, so Gedaschko.
Funktionierendes Fördersystem bleibt Fehlanzeige
Der GdW beklagt fehlende Verlässlichkeit bei den Zuschussprogrammen. So habe die Regierung zu Jahresbeginn eine Milliarde Euro zusätzlich für klimafreundlichen Neubau im Niedrigpreissegment zugesagt. Erst ein halbes Jahr später sei erste konkrete Ausgestaltung des Programms vorgelegt worden. Ähnlich schleierhaft sehe es bei den Mitteln für den sozialen Wohnungsbau aus. Dieses hohe Maß an anhaltender Unsicherheit sorge dafür, dass sowohl Bauwillige als auch die Mieter das Vertrauen in politische Zusagen verlören, glaubt Axel Gedaschko.
Ein durch staatliche Förderprogramme reduzierter Zinssatz von einem Prozent könnte die Bautätigkeit enorm ankurbeln, so der GdW-Präsident. In Kombination mit der günstigeren seriellen und modularen Bauweise könnten Wohnungsunternehmen dann auch bezahlbare Mieten von 12 Euro pro Quadratmeter garantieren. Die daraus entstehenden Steuereinnahmen für den Staat würden die Kosten der Zinssubvention wieder ausgleichen.