Politik muss Klarheit schaffen
Ziegelindustrie drängt auf eindeutige Nachhaltigkeits-Definition
11.07.2024Was ist wirklich nachhaltig?
Seit einem halben Jahr gibt es den „Ausschuss Nachhaltigkeit“ beim Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi). „In meinen Kundengesprächen zum mehrgeschossigen Wohnungsbau ist Nachhaltigkeit neben der Finanzierbarkeit das wichtigste Thema“, berichtet der Vorsitzende, Thomas Maucher. In der Expertengruppe sind Unternehmensvertreter aller Produktsparten vertreten. Sie vereint das Ziel, nachhaltiges und klimafreundliches Bauen voranzubringen.
Auch der Staat setzt auf diesen Weg. Um Fördermittel für Neubau oder Sanierungsvorhaben zu erhalten, müssen Investoren, Bauherren und Bauunternehmen heute in den allermeisten Fällen nachweisen, dass die verwendeten Baustoffe ein klimafreundliches Bauen ermöglichen. „Ohne zertifizierte Nachhaltigkeit sind Investitionen in den Wohnungsbau nicht mehr finanzierbar“, sagt Thomas Maucher.
Branche ist bereit
Die Ziegelindustrie unternimmt seit langem erhebliche Anstrengungen für eine optimierte Umweltbilanz ihrer Produkte. In großem Umfang wurde beispielsweise investiert, um den Energieverbrauch bei der Ziegelherstellung zu reduzieren. Klimaneutralität ist allerdings nur zu erreichen, wenn ausreichend Energie aus regenerativen Quellen zu bezahlbaren Preisen verfügbar ist.
Ziegel können ebenso mit grünem Strom wie mit grünem Wasserstoff als Energieträger gebrannt werden. Beide Varianten sind mit weiteren hohen Investitionen verbunden. Die Branche ist dazu bereit, benötigt aber eine verlässliche Entscheidungsgrundlage, die seitens der Politik hergestellt werden muss. „Die große Sorge der Branche ist derzeit, dass auf absehbare Zeit weder grüner Strom noch grüner Wasserstoff in ausreichender Menge zur Verfügung stehen“, so Thomas Maucher, „die Unsicherheit hemmt Investitionsentscheidungen ebenso wie endlose Genehmigungsverfahren.“

Politik muss liefern
Nicht minder wichtig für die Ziegelindustrie ist eine klare Definition des „nachhaltigen Bauens“. „Aktuell versteht jeder unter Nachhaltigkeit etwas anderes, es gibt keine allgemeingültige Definition“, beschreibt Maucher die Lage. Eine Verständigung darüber ist nicht nur mit Blick auf Investitionsentscheidungen wichtig. Es dürfe auch nicht zu einer einseitigen Bevorzugung bestimmter Baustoffe kommen, fordert der BVZi. „Nur weil ein Baustoff nachwachsenden Ursprungs ist, ist er nicht automatisch nachhaltig“, betont Thomas Maucher.
Echte Nachhaltigkeit beziehe eine gesellschaftliche Verständigung über ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte ein, die gleichwertig betrachtet werden müssten. Erst dann sei ein technologieoffener und fairer Wettbewerb gegeben. Die Ziegelprodukte der Branche würden echten Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht, ist Maucher überzeugt. Der „Ausschuss Nachhaltigkeit“ hat sich deshalb auf die Fahnen geschrieben, eine präzise Definition nachhaltigen Bauens zu fordern und zu fördern.