Tipp aus der Bauberatung, heute von Holger Bahmer
Was heißt hier luftdicht?
19.06.2024
Undichtigkeiten in der Baukonstruktion führen zur sogenannten Konvektion. Mit der entstehenden Luftströmung können erhebliche Mengen an Feuchtigkeit in ein Gebäude gelangen und im schlimmsten Fall als Kondenswasser große Schäden verursachen. Das ist nur ein Grund, warum ein Gebäude durch eine umlaufende ununterbrochene Luftdichtheitsebene geschützt werden muss.
Linie zeichnen, ohne abzusetzen
Überraschend simpel ist in der einschlägigen DIN 4108-7 dargestellt, wie eine solche Luftdichtheitsebene auszuführen ist. In einer Schnittzeichnung des betreffenden Gebäudes muss man sie als durchgehende Linie darstellen können, ohne den Stift abzusetzen. Wie die konkrete bauliche Umsetzung dafür auszusehen hat, ist allerdings in der Norm nicht im Detail ausgeführt. Handreichungen hierfür bieten hingegen diverse Informationsschriften von Fachverbänden.
Die Vermeidung unkontrollierten Luftaustausches dient nicht nur der Verhinderung von Gebäudeschäden. Auch die heutigen Standards in Sachen Energieeffizienz (und damit verbundene Fördermittel) sind ohne eine dichte Gebäudehülle nicht zu erreichen. Außerdem werden Lärm, Schadstoffe und Gerüche, die von außen auf ein Haus einwirken, von einer luftdichten Ebene von den Nutzern im Inneren ferngehalten.
Frühzeitig in der Planung berücksichtigen
Ein Luftdichtheitskonzept und die Überprüfung der fachgerechten Ausführung sind für einen Neubau elementare Bestandteile der energetischen Fachplanung. Damit der üblicherweise zur Überprüfung verwendete Blower-Door-Test auch das gewünschte Ergebnis bringt, ist eine frühzeitige Berücksichtigung des Themas schon in der Planung unerlässlich. Denn um am Ende eine wirklich luftdichte Gebäudehülle zu bekommen, müssen zahlreiche Gewerke aufeinander abgestimmt zusammenarbeiten.
Auch bei diesem Thema gilt es, auf die Details zu achten. Mängel treten insbesondere an Übergängen zwischen Bauteilen und Anschlüssen, an Durchdringungen oder Funktionsfugen auf. Stellt beispielsweise der Innenputz die Luftdichtheitsebene eines Gebäudes dar, dann müssen Installationen wie Steckdosen baulich so ausgeführt werden, dass sie kein Leck in der Luftdichtheitsebene verursachen.

Wo dringt warme Luft ein?
Die Grundfrage, die bei Planung und Bauausführung immer wieder bedacht werden sollte, lautet: An welchen Stellen könnte warme und damit feuchte Luft in die Konstruktion eindringen. Solchen Stellen, wie beispielsweise Vor-Wand-Konstruktionen oder Drempelwände an Dachschrägen, sollte besonderes Augenmerk zuteilwerden. Überhaupt verdient das Dachgeschoss besondere Beachtung. Denn dort stoßen besonders viele Gewerke aufeinander. Und warme Luft steigt im Gebäude nach oben, die Feuchtigkeit kondensiert dort beim Abkühlen. Dies geschieht nicht nur an Außenwänden, sondern auch im Inneren eines Hauses, wenn nicht die richtigen Vorkehrungen getroffen wurden.
Sicherheit mit Ziegelwänden
Vieles, was bei anderen Bauweisen einer erheblichen Planungs- und Abstimmungsleistung bedarf, bringt Mauerwerk aus Ziegel schon von Haus aus mit. Gemäß DIN 4108-7 gilt der Luftdichtenachweis automatisch als erbracht, wenn Ziegelmauerwerk mindestens auf einer Seite vollflächig vom Rohfußboden bis zur Rohdecke nassverputzt ist.
Gefüllte Außenwandziegel bieten verputzt von vornherein die geforderte Luftdichtheit. Innenwände aus Hohlziegel lassen sich durch eine Mörtel-Deckelung einfach und sauber gegen aufsteigende Luftströmungen sichern. Und auch für Belüftungssysteme, wie sie in vielen Neubauten gewünscht oder sogar erforderlich sind, gibt es von Schlagmann abgestimmte Lösungen, die beispielsweise in Rollladen- oder Jalousienkästen praktisch unsichtbar integriert werden und bei Bedarf mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sind.
In der Mediathek das Webinar zum luftdichten Bauen mit Ziegel anschauen.